Sie lernen hier mehr zum Thema Stichtagsinventur, den Vorteilen sowie den Nachteilen und erhalten eine Definition als auch Beispiele. Damit verstehen Sie das Verfahren dieser Inventurart besser.
Inhalt
Was ist die Stichtagsinventur?
Die Stichtagsinventur ist ein Inventurverfahren bzw. eine Inventurart, bei der die mengenmäßige Bestandsaufnahme des Inventars an einem festgelegten Termin oder zeitnah zum Bilanzstichtag durchgeführt wird. Üblicherweise erfolgt die Inventur am Stichtag im Zuge der Arbeiten am Jahresende bzw. am Ende der Wirtschaftsperiode. Der Gesetzgeber lässt dabei eine Frist von zehn Tagen vor und zehn Tage nach dem Bilanzstichtag zur Durchführung der Inventur zu. Es gilt allerdings zu beachten, dass sämtliche Veränderungen im Bestand, die sich während dieser Zeitspanne ergeben, berücksichtigt werden müssen.
Zusätzlich erfordern es eindeutige Belege bzw. Nachweise der Buchung. Vor allem bei großen Unternehmen kann die Inventur gut und gerne mehrere Tage andauern sowie das sämtliche Personal mit einbeziehen. In einigen Fällen holt sich der Betrieb auch externe Unterstützung durch Hilfen. Diese helfen bei der Inventur von Waren und Materialien. Auf Grund des hohen Aufwands an Arbeit wird häufig die Produktion kurzzeitig stillgelegt. So sollen sämtliche verfügbaren Mittel für die Messung bzw. Zählung des Inventars genutzt werden können.
Vorteile
Die Stichtagsinventur hat folgende Vorteile:
Inventur ist stichtagsbezogen
Einer der Vorteile dieser Inventurart ist dessen zeitliche Nähe zum Tag des Jahresabschlusses, was eine stichtagsbezogene Kontrolle der Bestände ermöglicht.
Sie ist exakt und ausführlich
Darüber hinaus besteht nicht zuletzt aufgrund des Zeitraums und der 20-tägigen Frist, dass heißt 10 Tage vor und 10 Tage nach dem Bilanzstichtag, die Möglichkeit einer exakten Durchführung der Inventur. So erlaubt es die Unterbrechung im Betrieb, dass sämtliche Energie in eine umfassende Aufnahme der Bestände fließen.
Nachteile
Die Nachteile der Stichtagsinventur sind folgende:
Es können Einbußen beim Umsatz und Ertrag entstehen
Der erste Punkt ist auch gleichzeitig einer der größten Nachteile. Schließlich führt eine Schließung vom Betrieb im Zuge der Durchführung der Inventur zu Einbußen beim Umsatz und Ertrag, da entweder nichts produziert oder verkauft werden kann.
Stichtagsinventur erzeugt einen hohen Zeitdruck und Fehler
Um den Zeitdruck und die Fehler möglichst gering zu halten, setzen viele Unternehmen auf eine sehr rasche Aufnahme der Bestände.
Kosten für externes Personal steigen
Darüber hinaus verursacht die Beschaffung von externem Personal bzw. die Auszahlung von Überstunden an die Belegschaft zusätzlich, hohe Kosten.
Stichtagsinventur ist wenig flexibel
Ein weiteres Problem, das bei der Stichtagsinventur besteht, ist, dass keine Flexibilität in Bezug zum Zeitpunkt der Durchführung besteht. D. h., die Inventur muss zum festgelegten Stichtag erfolgen. Weiterhin kann Sie nicht in Zeiträumen mit niedrigen Beständen durchgeführt werden.
Stichtagsinventur am Beispiel erklärt
In diesem Beispiel hat ein Betrieb seinen Bilanzstichtag per 31.12.X0 festgelegt und er führt auch seine Stichtagsinventur an diesem Termin durch. Am 4.1.X1 schließt er seinen Betrieb und stellt zehn weitere Hilfskräfte zum Zählen der Vermögenswerte an. Bei der Bestandsaufnahme werden Zukäufe bzw. Verkäufe im neuen Jahr auf den Stichtag zurück gerechnet sowie eindeutig zurück- oder fortgeschrieben. Nach zwei Tagen wird der ordentliche Betrieb im Unternehmen wieder aufgenommen. Dabei gilt es zu beachten, das die Zukäufe wieder abgezogen werden müssen und die Verkäufe wieder dazu gerechnet werden.
Beispiel für die Berechnung nach dem Bilanzstichtag
Ein konkretes Beispiel für die Berechnung der Stichtagsinventur nach dem Bilanzstichtag: Der Unternehmer Müller hat am 4.01.2021 einen Inventurwert an Waren in Höhe von 10000,00 Euro ermittelt. Die Zukäufe an Waren betrugen vom Bilanzstichtag an 250,00 Euro und die Verkäufe 1000,00 Euro
Inventurwert 04.01.2021: 10000,00 Euro
- – Zukäufe: 250,00 Euro
- + Verkäufe: 1000,00 Euro
- = Bestand lt. Inventur zum Bilanzstichtag: 10750,00 Euro
Somit beträgt der Inventurwert an Waren zum Bilanzstichtag 10750,00 Euro. Hier sehen Sie nochmals deutlich, dass bei der Stichtagsinventur nach dem Bilanzstichtag die Werte zurück gerechnet werden auf den Bilanzstichtag. Das heißt die Zukäufe werden abgezogen und die Verkäufe werden hinzugezählt, damit der Bestand an Waren wieder korrekt ist.
Beispiel für die Berechnung vor dem Bilanzstichtag
Ein konkretes Beispiel für die Berechnung der Stichtagsinventur vor dem Bilanzstichtag: Der Unternehmer Müller hat am 27.12.2020 einen Inventurwert an Waren in Höhe von 10000,00 Euro ermittelt. Die Zukäufe an Waren betrugen nach der Inventur bis zum Bilanzstichtag an 750,00 Euro und die Verkäufe 2500,00 Euro.
Inventurwert 27.12.2020: 10000,00 Euro
- + Zukäufe: 750,00 Euro
- – Verkäufe: 2500,00 Euro
- = Bestand lt. Inventur zum Bilanzstichtag: 8250,00 Euro
Somit beträgt der Inventurwert an Waren zum Bilanzstichtag 8250,00 Euro. Hier sehen Sie nochmals deutlich, dass bei der Stichtagsinventur vor dem Bilanzstichtag die Werte fortgeschrieben werden auf den Bilanzstichtag. Das heißt die Zukäufe werden hinzugezählt und die Verkäufe werden abgezogen, damit der Bestand an Waren wieder korrekt ist. Natürlich gilt dies auch für andere Gegenstände des Vermögens der körperlichen Inventur, nur spricht man dann von Zugängen und Abgängen im Allgemeinen.
Weitere Inventurarten der Buchhaltung
Hier finden Sie weitere Inventurarten zur Vereinfachung der Inventur und die jeweiligen Merkmale, Vorteile und Nachteile zum Lernen.
- Die permanente Inventur mit WWS oder EDV.
- Die verlegte Inventur mit mehr Spielraum zur Aufnahme der Bestände.
- Weiterhin die Stichprobeninventur mit der Hilfe der Statistik und Mathematik.
Weitere Informationen
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