Lernen Sie mehr zum Thema verlegte Inventur sowie welche Vorteile und Nachteile sich ergeben. Darüber hinaus erhalten Sie Beispiele zur Berechnung sowie zur Rückrechnung und der Fortschreibung vom Bestand.
Inhalt
Was ist die verlegte Inventur?
Definition: Die verlegte Inventur ist ein Verfahren zur Vereinfachung und wird auch im HGB und im EStR beschrieben. Ist eine Inventur zum Bilanzstichtag nicht möglich, ist sie bis zu zwei Monate später oder bis zu drei Monate früher durchführbar. Das bedeutet die Inventur ist beim Bilanzstichtag zum 31.12. im Zeitraum vom 01.10. – 28.02. bzw. 29.02 verlegbar.
Fortschreibung oder Rückrechnung zum Bilanzstichtag
Ist ein Zeitpunkt innerhalb dieses Zeitraums ausgewählt muss eine Fortschreibung oder Rückrechnung stattfinden. Je nachdem ob der Zeitpunkt der verlegten Inventur vor oder nach dem Stichtag liegt. Natürlich muss auch eine solche Inventur im Rahmen der GoB durchgeführt werden.
Verlegte Inventur und die Vorteile
Die verlegte Inventur ist zweifellos eine der besten Entscheidungen, die ein Unternehmen treffen kann. Denn sie bringt zahlreiche Vorteile mit sich, die sich positiv auf die Geschäftsabläufe auswirken.
Großer Zeitraum für die Inventur macht flexibel
Durch die relativ freie Wahl des Zeitpunktes, welche ja auch langfristig erfolgen kann, kann man die Inventur ausführlich planen. Ebenfalls kann man die Inventur auf einen Zeitpunkt außerhalb der Stoßzeiten des Geschäfts verlegen. Damit fällt der größere Aufwand an Arbeit einer Inventur auf weniger arbeitsintensive Zeiten des Jahres.
Differenzen der Inventur können besser analysiert werden
Besonders bei der verlegten Inventur im neuen Jahr können Differenzen in Ruhe aufgespürt, analysiert sowie im Zweifel beseitigt werden.
Verlegte Inventur und die Nachteile
Die verlegte Inventur mag auf den ersten Blick wie eine praktische Lösung erscheinen, um Zeit und Aufwand zu sparen. Doch bei genauerer Betrachtung wird schnell klar, dass diese Methode ihre Tücken hat. Einer der größten Nachteile liegt darin begründet, dass die Inventur nicht zum tatsächlichen Bestand zum Zeitpunkt der Aufnahme erfolgt, sondern zu einem späteren Zeitpunkt.
Verlegte Inventur und das Fehlerpotenzial
Einer der Nachteile liegt darin, dass in der Fortschreibung und Rückrechnung weiteres Fehlerpotenzial enthalten ist. Das bedeutet, dass z. B. die Suche nach Fehler im Nachgang deutlich schwerer wird. Lag der Fehler im Zählen oder in den Rechnungen? Mancher Fehler wird am Ende vielleicht gar nicht gefunden. Somit potenziert sich der Fehler durch die Aufrechnung der verlegten Inventur natürlich noch weiter.
Spitzen im Verkauf und Sondereffekte kann man besser erfassen
Außerdem wirken sich im Falle einer verlegten Inventur verschiedene Spitzen im Verkauf oder Sondereffekte besonders stark aus. Sonnenschirme gehen bspw. im Frühjahr und Sommer vermutlich deutlich stärker über den Ladentisch, als im November. Wenn die verlegte Inventur nun Ende Oktober durchgeführt wird, fallen natürlich die vermutlich schwächsten Monate des Verkaufs von Schirmen unter den Tisch. Ob die Nachteile diese Vorteile überwiegen, muss jeder Unternehmer für sich selbst entscheiden.
Verlegte Inventur am Beispiel erklärt
Am Ende soll nun noch ein Beispiel für die Berechnung einer verlegten Inventur folgen.
Beispiel: Eine Gärtnerei macht ihre verlegte Inventur in diesem Jahr am 28.10. und damit innerhalb der gesetzliche Vorschriften. Somit führt sie eine vorgelagerte Inventur durch und muss das Ergebnis der Inventur bis zum Stichtag fortschreiben. Der Wert am Stichtag ergibt sich somit aus dem Wert am Tag der Inventur zzgl. der Summe der Werte aller Zugänge. Weiterhin abzgl. der Summe der Werte aller Abgänge.
Beispiel für die Berechnung nach dem Stichtag
Ein konkretes Beispiel für die Berechnung der verlegten Inventur nach dem Stichtag:
Der Unternehmer Müller hat am 15.02.2019 einen Inventurwert an Waren in Höhe von 50000,00 Euro ermittelt. Die Zukäufe an Waren betrugen vom Bilanzstichtag an 12500,00 Euro und die Verkäufe 10000,00 Euro.
- Inventurwert 50000,00 Euro
- – Zukäufe: 12500,00 Euro
- + Verkäufe: 10000,00 Euro
- = Inventurbestand zum Stichtag: 52500,00 Euro
Somit beträgt der Inventurwert an Waren zum Stichtag 52500,00 Euro. Hier sehen Sie nochmals deutlich, dass bei der verlegten Inventur nach dem Bilanzstichtag die Werte zurück gerechnet werden auf den Bilanzstichtag. Das heißt die Zukäufe werden abgezogen und die Verkäufe werden addiert, damit der Bestand an Waren wieder korrekt ist.
Beispiel für die Berechnung vor dem Stichtag
Ein konkretes Beispiel für die Berechnung der verlegten Inventur vor dem Bilanzstichtag:
Der Unternehmer Müller hat am 15.11.2019 einen Inventurwert an Waren in Höhe von 50000,00 Euro ermittelt. Die Zukäufe an Waren betrugen nach der Inventur bis zum Bilanzstichtag an 5000,00 Euro und die Verkäufe 7000,00 Euro.
- Inventurwert 50000,00 Euro
- + Zukäufe: 5000,00 Euro
- – Verkäufe: 7000,00 Euro
- = Inventurbestand zum Stichtag: 48000,00 Euro
Somit beträgt der Inventurwert an Waren zum Stichtag 48000,00 Euro. Hier sehen Sie nochmals deutlich, dass bei der verlegten Inventur vor dem Stichtag die Werte fortgeschrieben werden. Das heißt die Zukäufe werden addiert und die Verkäufe werden abgezogen, damit der Bestand an Waren wieder korrekt ist. Natürlich gilt dies auch für andere Gegenstände des Vermögens der körperlichen Inventur. Nur spricht man dann von Zu- und Abgängen im Allgemeinen.
Inventurarten in der Buchhaltung
Hier finden Sie weitere Arten der Inventur mit ihren Vorteilen und Nachteilen sowie Merkmalen kennen.
- Die permanente Inventur mit WWS und EDV.
- Die Stichtagsinventur mit dem Zeitrahmen 10 Tage vor oder 10 Tage nach dem Stichtag.
- Weiterhin die Stichprobeninventur, welche Zeit spart und Kosten.
Weitere Infos
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